Platin in Form von Barren und Silber-Granalien

Platinmetalle und Silber im Aufwind

Platin überrascht mit einem Höchststand seit Jahren. Es könnte nicht bei einer Momentaufnahme bleiben. Andere Metalle zeigen ebenfalls eine Dynamik, die viele Marktbeobachter aufhorchen lässt.

Die Preise mehrerer Platingruppenmetalle (PGM) befinden sich aktuell im Aufwind. Besonders Platin selbst sticht dabei hervor: Das Metall notierte zuletzt auf dem höchsten Niveau seit Mai 2021.

Philipp Götzl-Mamba, Senior Manager Precious Metals bei TRADIUM, fasst die Entwicklung zusammen: „In den vergangenen vier Wochen stieg der Platin-Preis über 25 Prozent. Auch bei Rhodium und Ruthenium zeigen sich positive Tendenzen. So legte Rhodium innerhalb des Junis um knapp neun Prozent zu. Das Interesse an Ruthenium hat ebenfalls angezogen, bisher kam es nur zu einer moderateren Preissteigerung, die sich allerdings ausweiten könnte.“

Parallel bestätigt Silber seine aktuelle Stärke und folgt somit der Einschätzung von Götzl-Mamba, die er vergangene Woche dem Handelsblatt gegeben hatte.

Platingruppenmetalle im Angebotsdefizit

Ein wesentlicher Treiber der aktuellen Entwicklung ist die Angebotslage im PGM-Segment. Bereits im dritten Jahr in Folge zeichnet sich für den Platinmarkt ein deutliches Defizit ab. Analysten des World Platin Investment Councils beziffern das erwartete Angebotsminus für 2025 aktuell auf 966.000 Unzen. Hauptursache sind rückläufige Fördermengen in Südafrika, dem weltweit größten Förderland, wie das Branchenportal Rohstoff.net berichtete, sowie sinkende Recyclingmengen.

Auch bei Rhodium und Ruthenium ist das Angebot spürbar eingeschränkt. Zuletzt zeigte sich Rhodium ähnlich stark im Herbst 2023 und Frühjahr 2024. Ruthenium entwickelt sich aktuell unabhängig vom restlichen PGM-Markt mit eigener Dynamik. Kürzlich wurde hier ein Marktdefizit von ca. 8.000 Kilogramm für 2025 prognostiziert. Zum Vergleich: Die Primärförderung von Ruthenium beläuft sich dabei auf lediglich rund 30.000 Kilogramm. Das spiegelt sich auch in der Preisentwicklung seit Jahresbeginn wider: + 35 %. Ruthenium hat seine Anwendung u.a. in der chemischen Industrie als Katalysator.

Zusätzlicher Schub aus der Schmuckproduktion

Einen Nachfrageschub für Platin liefert derzeit der Schmucksektor, insbesondere in China. Dort dient Schmuck auch als Investitionsmöglichkeit. Es zeichnet sich eine verstärkte Umschichtung der Schmuckproduktion zugunsten von Platin ab. Grund ist der hohe Preisabschlag von Platin gegenüber Gold, der das Metall für Schmuckhersteller und Endkunden zunehmend attraktiv macht. Importe von Platin nach China haben zuletzt deutlich zugelegt. Hinzu kommen wachsende Bestrebungen Chinas zur Implementierung eines Platin Futures. Außerdem gibt es momentan signifikante Finanzierungsaufschläge für Platin, aufgrund dessen aktuell ein Kauf gegenüber einer Anschlussfinanzierung bevorzugt werden könnte.

Silber profitiert von strukturellem Defizit

Im Silbermarkt zeigt sich ebenfalls ein fortgesetzter Aufwärtstrend. Hier sorgt ein seit mehreren Jahren bestehendes strukturelles Angebotsdefizit für Preisdruck. Die starke industrielle Nachfrage, unter anderem aus der Elektronik- und Solarindustrie, übersteigt die weltweite Minenproduktion. Hinzu kommt die Unterbewertung gegenüber Gold, die Silber auch als Anlage attraktiv erscheinen lassen. Auch Silber hat ähnlich wie Gold seit Jahrtausenden einen monetären Charakter entwickelt.

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