Frachtschiff in stürmischer See

Lieferketten unter Druck: Aktuelle Entwicklungen bei Minor Metals

Die Politik wird zunehmend zu einem wichtigen Faktor bei der Versorgung mit diesen Metallen. Von Exportbeschränkungen bis zu staatlich geförderten Projekten – so verändert sich die Beschaffungslage für Einkäufer.

03.04.2025 – Geopolitische Spannungen sorgen weiterhin für Unruhe in den Märkten für die sogenannten Nebenmetalle von Antimon über Hafnium bis Wismut. Besonders seit den chinesischen Exportbeschränkungen für Gallium und Germanium im Sommer 2023 hat sich die Lage dynamisch entwickelt. Neue Handelsabkommen und strategische Maßnahmen zur Rohstoffsicherung verstärken den Wandel. In diesem Kontext wird beim jährlichen Branchentreff der Produzenten, Lieferanten und Abnehmer dieser Metalle, der MMTA Conference vom 7. bis 9. April in Lissabon, sicherlich intensiv über die aktuellen Herausforderungen gesprochen.

Der Staat als Einflussfaktor auf die Versorgung

China reguliert weiterhin den Export kritischer Metalle wie Gallium, Germanium und Antimon. So untersagt die Volksrepublik u. a. die Ausfuhr für bestimmte Anwendungen teils vollständig und belegt explizit Länder mit einem Exportstopp, in diesem Fall die Vereinigten Staaten. Das hat nicht nur zu anfänglichen Preissprüngen und Lieferengpässen geführt, sondern die wechselseitige Spirale von Handelsbeschränkungen zwischen den beiden großen Wirtschaftsmächten weiter angeheizt. Dies hat sich mit dem Amtsantritt Donald Trumps noch verschärft. Die im Februar angekündigten Zölle auf Waren aus China, Kanada und Mexiko veranlassten Peking mutmaßlich zu weiteren Exportauflagen – unter anderem für Indiumverbindungen und Wismut. Das Ergebnis ist eine zunehmend fragmentierte Lieferkette, die Unternehmen zwingt, nach Alternativen zu suchen.

Rohstoffabkommen rücken auf die Regierungsagenda

Um die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen zu verringern, setzen Staaten weltweit verstärkt auf neue Partnerschaften. So hat die EU Rohstoffabkommen mit Chile, Südafrika und Kasachstan geschlossen, wie das Fachportal Rohstoff.net berichtete. Indien bemüht sich ebenfalls um breiteren Zugang zu bestimmen Ressourcen und baut Partnerschaften mit den USA und mit Sri Lanka aus. Zudem schmiedet das Land eine Allianz mit Saudi-Arabien, um dessen weitgehend unerschlossene Mineralienvorkommen zu erschließen.

Kooperationen und Krisenvorsorge entlang der Lieferkette

Maßnahmen zur Gewinnung der Metalle werden auch innenpolitisch forciert. Immer mehr Staaten investieren direkt in Bergbauprojekte und den Ausbau von Recyclingkapazitäten. Ein aktuelles Beispiel ist die finanzielle Unterstützung der französischen Regierung und der japanischen Rohstoffbehörde JOGMEC für das Unternehmen Caremag. Ziel der dreistelligen Millioneninvestition ist der Aufbau einer modernen Recycling- und Raffinerieanlage für Seltene Erden in Frankreich. Besonders Japan erhofft sich durch die geschlossene Liefervereinbarung eine diversifiziertere Rohstoffversorgung und weniger Abhängigkeit von bestehenden Bezugsquellen. Europa profitiert in diesem Fall durch den Aufbau von neuen Kapazitäten und Know-how. Als weiteres Beispiel ist Perpetua Resources zu nennen, das mit Unterstützung der US-Regierung eine Antimon-Mine in Idaho entwickelt. Dies soll die US-Abhängigkeit von chinesischen Importen des unter anderem für das Militär relevanten Rohstoffs verringern. Erst am 20. März hatte Donald Trump eine Executive Order unterzeichnet, die darauf abzielt, die heimische Rohstoffproduktion zu stärken.

Zudem bauen Staaten gezielt Notreserven auf. Japan und Südkorea haben ihre Lagerbestände erweitert, China selbst stockt seine strategischen Reserven weiter auf. Laut Bloomberg stehen dabei vor allem Kobalt, Kupfer, Nickel und Lithium aber auch Germanium im Fokus. Die USA setzen ebenfalls auf staatlich gestützte Bevorratung, um ihre Industrie langfristig abzusichern.

Was Einkäufer im Blick behalten sollten

Auch wenn China wieder kritische Metalle wie Gallium und Germanium exportiert: Die globalen Märkte für Minor Metals bleiben von geopolitischen Entwicklungen geprägt. Einkäufer sollten sich nicht auf kurzfristige Entspannung verlassen, sondern eine angemessene Bevorratung sicherstellen und weiterhin alternative Bezugsquellen evaluieren. Dazu gehören Partnerschaften mit Lieferanten außerhalb Chinas sowie die Prüfung von Recycling- und Substitutionsmöglichkeiten.
Die jüngsten Schwankungen zeigen, wie sensibel der Markt auf politische Veränderungen reagiert. Preisspitzen nach den Exportauflagen im Sommer 2023 und die darauffolgende Stabilisierung unterstreichen die Notwendigkeit, auf die Volatilität der Märkte vorbereitet zu sein. Neue Exportrestriktionen, Handelskonflikte oder politische Veränderungen könnten die Lieferketten jederzeit erneut unter Druck setzen.

Internationale Fachveranstaltung zu Minor Metals diskutiert Rohstoffthemen

Den aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Lösungsansätze in diesem Marktsegment widmet sich die jährliche MMTA Minor Metals Trade Association Conference. Bei diesem bedeutenden Branchentreffen kommen vom 7. bis 9. April in Lissabon Experten aus Industrie und Handel zusammen. TRADIUM wird wie jedes Jahr an dieser Veranstaltung teilnehmen, um den Austausch mit Partnern zu suchen und sich über das Geschehen auf den Märkten zu informieren. Außerdem wird Rohstoffexperte Jan Giese am zweiten Konferenztag am Beispiel von Gallium und Germanium über die geopolitischen Dynamiken sprechen.

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