Bagger gräbt nach Seltenen Erden

China: Weitere Kontrollverschärfungen für den Export Seltener Erden

Die am 9. Oktober verkündeten neuen Exportregeln könnten die weltweiten Wertschöpfungsketten für die Kritischen Rohstoffe weiter ins Wanken bringen. Die exakten Auswirkungen auf das Marktgeschehen bleiben abzuwarten.

Nachdem die USA vergangene Woche einmal mehr mit Initiativen für die westlichen Lieferketten für Aufmerksamkeit sorgten, meldete China sich wenige Tage später mit einem Paukenschlag direkt im Anschluss an die eigenen Nationalfeiertage zurück. Der Rohstoffgigant erließ am 9. Oktober gleich eine ganze Reihe neuer Exportverordnungen, die sich empfindlich auf die gesamte Wertschöpfungskette für Seltene Erden auswirken dürften.

12 von 17 Erden unter Exportkontrolle

Zum einen wurde die im April eingeführte Exportkontrollliste für Seltene Erden um einige Elemente aus dieser Rohstoffgruppe erweitert. Neben Dysprosium, Terbium, Yttrium, Gadolinium, Samarium, Lutetium, Scandium und deren verschiedenen Verbindungen gelten die Auflagen künftig auch für Holmium, Erbium, Thulium, Europium und Ytterbium. Neben den reinen Metallen sind unter anderem auch Legierungen, Oxide und Funktionsmaterialien wie Permanentmagneten und Kristallmaterialien betroffen. Für deren Ausfuhr muss ab dem 8. November eine Genehmigung beantragt werden, begründet mit der nationalen Sicherheit, denn als sogenannte Dual-use-Güter können Seltene Erden neben zivilen auch militärische Endanwendungen haben. Nach dem Inkrafttreten der Maßnahme im April war der Export einiger Seltener Erden zeitweise auf null gesunken, ähnliches könnte ab November auch mit den neu aufgenommenen Elementen der Fall sein.

Ein Überblick über die vielfältigen Anwendungsgebiete von Seltenen Erden ist auf der Informationsseite www.selteneerden.de zu finden.

Grafik zu Exportauflagen bei Seltenen Erden

Auch Produkte im Ausland betroffen

Eine weitere Verordnung, die Peking am selben Tag wie die aktualisierte Exportkontrollliste veröffentlichte, betrifft einige Produkte wie Dauermagneten, die außerhalb Chinas hergestellt werden. Auch für deren Export sollen Lizenzen fällig werden, sofern sie bestimmte Seltene Erden aus der Volksrepublik enthalten oder mithilfe chinesischer Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette dieser Rohstoffe hergestellt wurden.

Weiterhin würden beantragte Exportlizenzen für militärische Zwecke oder von Unternehmen aus dem Bereich Militär im Ausland in der Regel abgelehnt werden, schreibt das Handelsministerium. Bei Ausfuhren für Hersteller von Halbleitern und zugehöriger Ausrüstung würde dies von Fall zu Fall geprüft werden. Gleiches gelte für die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Einige dieser Regeln sollen ab sofort in Kraft treten, weitere schrittweise ab dem 1. Dezember. Ausfuhrkontrollen werden außerdem ab dem 8. November für Anlagen zur Herstellung und Verarbeitung von Seltenen Erden eingeführt.

Jan Giese, Senior Manager Minor Metals and Rare Earths: "Die erweiterten Exportauflagen für Seltene Erden aus China sind sehr umfangreich und komplex. Entlang der Lieferkette sorgen die Neuerungen für Unsicherheit: Viele Fragen zu Details sind derzeit noch offen oder müssen erörtert und aufgearbeitet werden. Daher sind die Konsequenzen für das Marktgeschehen und für uns als Händler in ihrer Tragweite aktuell noch nicht absehbar und bewertbar. Derzeit lässt sich nur sicher sagen, dass sich die Vergabe von Exportlizenzen entlang der kompletten Lieferkette künftig noch komplexer gestalten wird. Und dass die globale Versorgungslage noch herausfordernder werden könnte.“

Harte Kontrollen für Magnete als Signal an die USA

Speziell bezüglich der Verordnung, die auch im Ausland hergestellte Seltenerdmagneten betrifft, sprechen Branchenkenner wie das Center for Strategic and International Studies (CSIS) von den bislang strengsten Exportkontrollen für Seltene Erden und Permanentmagnete. Dieser Schritt stärke die Verhandlungsposition Pekings in den bevorstehenden Gesprächen mit den USA, wo unter anderem die bilateralen Handelskonflikte und Chinas Exportkontrollen für Kritische Rohstoffe Thema sein sollen. Zugleich untergraben die jüngsten Schritte Chinas die Bemühungen der USA um mehr Rohstoffautonomie, heißt es in der Analyse des CSIS. Die Maßnahmen entsprechen zudem den bestehenden Exportrestriktionen der USA, mit denen seit drei Jahren Chinas Zugang zu fortschrittlichen Chips und Technologien zu deren Produktion eingeschränkt wird.

Reaktion aus Washington

Trump reagierte unmittelbar auf Pekings jüngste Schritte und verhängte am Freitag zusätzliche Zölle in Höhe von 100 Prozent auf chinesische Exporte. Zudem soll es neue Exportkontrollen für kritische Software nach China geben. Beide Maßnahmen sollen ab dem 1. November greifen.

TRADIUM wird das Geschehen weiterhin aufmerksam verfolgen. Sobald eine bessere Einordnung der Lage möglich ist und eine Bewertung der Auswirkungen auf den Seltenerdmarkt vorgenommen werden kann, liefern wir wie gewohnt fundierte Einschätzungen unserer Experten.

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